Tag 09

Montag, 07.07.2008 (Tag 9)

Diese Nacht im Auto war nicht mehr ganz so schlimm wie die vorherige. Da am Meer immer ein frischer Wind geht, gab es in Morar keine Midges, und wir ließen eine der hinteren Türen ein Stück auf, so dass ich zumindest meine Füße nach draußen strecken konnte und nicht mehr ganz so eingequetscht lag. Insgesamt habe ich wohl fast 5 Stunden schlafen können, war aber trotzdem wieder alles andere als frisch und munter als ich wie immer pünktlich um 6 Uhr aufwachte. Biancas größtes Problem beim Schlafen im Auto war glaube ich, dass es in Schottland einfach nicht richtig dunkel wird, und da wir keine Vorhänge im Auto hatten, ist sie öfters zwischendurch aufgewacht, weil sie dachte, es sei schon Morgen.

Um 7:15 Uhr waren wir bereits in Mallaig am Hafen, aber die von mir erwartete Autoschlange, wie ich sie von der Autofähre in Mondorf kenne, war nirgends zu sehen. Wir stellten uns hinter das einzige sonst noch wartende Auto, und ich lief los, um die Tickets für die Überfahrt zu besorgen. Mein lieber Scholli, ich hätte mich vorher mal über die Preise informieren sollen. Hätte ich gewusst, dass die Fährüberfahrt 3,50 GBP pro Person (damit hatte ich noch ungefähr gerechnet) und stolze 18,50 GBP pro Auto kosten würde, dann hätte ich unsere Route von Anfang an anders geplant, so dass wir über die Brücke bei Kyle of Lochalsh auf die Insel gefahren wären. Aber jetzt den Umweg bis zu jener Brücke zu machen, hätte wahrscheinlich soviel Benzin geschluckt, wie die Überfahrt kostete. Also biss ich in den sauren Apfel, bezahlte die Tickets und stieg wieder in den Wagen, um auf die Fähre zu warten.

Die Überfahrt war dann reichlich unspektakulär. Der Himmel zog sich immer mehr zu, je mehr wir uns Skye näherten, und als wir in Armadale losfuhren, setzte ein kalter Regen ein, der nicht mehr aufhören wollte. Da Bianca mindestens so fertig aussah wie ich, sagte ich ihr, sie könne ruhig eine Weile schlafen, verfahren konnte man sich hier eh nicht. Ich lenkte unser Auto über schmale Straßen, an deren Rand immer mal wieder Schafe standen und grasten, bis wir schließlich Kyleakin erreichten, wo wir die nächste Nacht im „Skye Backpackers“ gebucht hatten, endlich wieder einem Hostel der MacBackpackers.

Als wir dort ankamen, strich mir gleich beim Aussteigen aus dem Auto ein extremst verschmuster Kater um die Beine, der mir später als „Hemorrhoid“ vorgestellt wurde, weil er einen kleinen Knubbel am After hat. Beim Betreten des Hostels diskutierte Kate, die Managerin, gerade mit einer Japanerin, die wissen wollte, wo sie ihre Wertsachen lassen solle, da sie keinen Schlüssel für ihr Zimmer bekommen hatte. Kate erklärte ihr, dass es gar keine Schlüssel für die Zimmer gäbe, weil auf der Isle of Skye niemand sein Zimmer oder sein Haus abschließen würde. Sie solle ruhig mal zu den Nachbarn gehen, die Haus- und Hintertüre stünden unter Garantie offen. Wenn sie aber dennoch Angst um Ihre Sachen haben sollte, könne sie sie Kate gerne zur Aufbewahrung geben. Hach, das machte mir die Insel und das Hostel direkt so sympathisch, dass ich Kate gleich zu Anfang fragte, ob sie für die kommenden zwei Nächte vielleicht auch noch etwas frei hätte. Leider nein, sagte sie, es sei denn, uns würden auch zwei Betten im 10-Betten-Wohnwagen genügen, der im Garten stand. Ein Wohnwagen für 10 Leute??? Das klang ja mal richtig abenteuerlich nach Zigeunerleben, wir stimmten direkt zu.

Dann bezogen wir unser Zimmer, wo außer uns nur noch ein Claire, eine junge Frau aus England, und Shannon, eine Amerikanerin in unserem Alter, untergebracht waren. Da sich das Wetter draußen immer mehr verschlechterte, entschieden wir uns, ausnahmsweise mal einen Tag komplett drinnen zu bleiben. Zuerst habe ich das Wetter verflucht, dass es ausgerechnet auf der sonnigen Isle of Skye so schlecht werden musste, aber jetzt im Nachhinein denke ich, dass es das Beste war, was uns hatte passieren können. Wir hatten soviel Schlaf nachzuholen, aber wenn die Sonne geschienen hätte, hätten wir unsere Erschöpfung weiterhin ignoriert aus Angst, draußen etwas tolles zu verpassen.

Von Shannon erfuhr ich, dass das Hostel über kostenloses W-Lan verfügte, und als ich Kate nach dem Zugangscode fragte, schickte sie mich ins Wohnzimmer, wo ich auf dem Kaminsims im Maul des Löwen nach dem Code suchen sollte. Tatsächlich stand dort ein kleiner Aslan, in dessen Maul der Code zu finden war. Diese und viele ähnlich originelle Ideen trugen dazu bei, dass wir das Skye Backpackers direkt in unser Herz schlossen. Man konnte problemlos einen ganzen Tag durch das Hostel wandeln und einfach die winzigen Details anschauen, die überall an Wänden und Decken zu finden waren. Beispielsweise schmückten zwei Informationsblätter die Tür zum Garten. Das erste zeigte Hemorrhoid, und darauf stand: „Please don’t let the cat in. We love him too, but some people are allergic!“, während auf dem zweiten eine Midge abgebildet war, zu der geschrieben stand: “Please don’t let the Midges in! We don’t love them, and it’s save to say that the whole world is allergic.” Recht hatten sie, denn in der Zwischenzeit hatte ich leider feststellen müssen, dass die Midgesstiche nach 24 – 48 Stunden dann doch noch zu jucken anfingen, und zwar viel heftiger als die Stiche unserer einheimischen Stechmücken!

Den restlichen Tag verbrachten wir also mit viel kostenlosem Tee, Kakao und Kaffee, viel Schlafen und Surfen im Internet. Während Bianca schlief, sortierte und drehte ich sämtliche Fotos, die wir bisher gemacht hatten und lud dann eine „kleine“ Auswahl von etwa 150 Bildern auch direkt schon mal in mein Fotoalbum hoch. Leider erkannten erst jetzt, als wir die Fotos auf dem großen Bildschirm vom Laptop anschauten, dass wir anscheinend die ganze Zeit schon Staub auf der Linse oder dem Sensor gehabt hatten, so dass sich auf jedem Bild jetzt ein paar Punkte und ein kleiner Wurm befinden. Bianca ist aber ganz zuversichtlich, dass sie das mit Photoshop retuschieren kann. Hoffentlich klappt das!

 

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