Igel-Krankheiten

 

Igel sind wahre “Parasitenwohnstuben”. Waschen Sie sich deshalb bitte immer gründlich die Hände, nachdem Sie einen Igel angefasst haben, denn insbesondere die inneren Parasiten sind auch für uns Menschen nicht ungefährlich.

Zur genauen Untersuchung und Behandlung müssen Sie den Igel erst davon überzeugen, sich auszurollen. Vermeiden Sie dafür alle unnötigen lauten und vor allem schnalzenden oder klackernden Geräusche und geben sie ihm bis zu 3 Minuten Zeit. Sollte er sich dann noch nicht selbstständig ausgerollt haben, können Sie ein wenig nachhelfen, indem Sie mit der Handfläche sanft über den mittleren Rückenteil des Igels bis nach hinten streichen. Sitzt der Igel dann ausgerollt vor ihnen, schauen Sie ihn sich ganz genau an, besonders auch zwischen den Stacheln. Um einen Blick auf den Bauch werfen zu können, heben Sie den Igel am Hinterteil vorsichtig hoch („Schubkarrengriff“), dann rollt er sich nicht ein.

Gegen die inneren Krankheiten kann letztlich nur ein Tierarzt etwas ausrichten, doch die „1. Hilfe“ können auch Sie problemlos leisten. In den allermeisten Fällen springen Ihnen die so genannten Ektoparasiten geradezu ins Auge. Darunter versteht man alles, was an dem Igel herumkriecht, -saugt oder –hüpft.

(1) Ektoparasiten:

  • Zecken
  • Fliegeneier und -maden
  • Flöhe
  • Milben
  • Zecken entfernen Sie am besten mit einer normalen Pinzette. Dabei müssen Sie darauf achten, dass Sie nicht versehentlich eine oder mehrere Stacheln mit einklemmen. Das erfordert anfangs etwas Übung, aber mit der Zeit wird es Ihnen besser gelingen. Zecken beißen sich besonders gern an schwer zugänglichen Stellen fest, also beispielsweise hinter den Ohren oder zwischen den Zehen. Im Zweifelsfall lassen Sie Zecken an besonders schwierigen Stellen besser vom Tierarzt entfernen.

    Fliegen legen ihre Eier auf Igeln ab, die Durchfall oder Hautverletzungen haben, weil ihre Maden dadurch eine „Angriffsfläche“ haben und durch die geschädigte Haut in den Igel eindringen können. Wenn Sie Maden oder Eier auf einem Igel entdecken sollten, müssen diese also schnellstens entfernt werden. Maden können Sie – soweit sichtbar – mit einer Pinzette ablesen, und wenn Sie Eier entdecken, können Sie versuchen, diese mithilfe einer Zahnbürste zu entfernen. Wirklich gründlich kann dies nur durch Zuhilfenahme von Aktivsauerstoff erfolgen, deshalb gilt auch hier: Im Zweifelsfall besser zum Tierarzt.

    An dieser Stelle enden dann auch die Möglichkeiten dessen, was sie selbst tun können. Nun werfen Sie einen Blick auf den Menüpunkt „Igel-Speiseplan“, versorgen Sie Ihren Schützling mit dem Nötigsten, und lassen Sie ihn so bald es möglich ist von einem Tierarzt untersuchen. Scheuen Sie den Gang zum Tierarzt bitte nicht wegen des Geldes. Die meisten Tierarztpraxen behandeln Wildtiere aus ihrer Kaffeekasse heraus und berechnen höchstens die angewandten Medikamente, und die sind nicht teuer!

    Der Tierarzt wird einen Igel in den meisten Fällen als erstes gegen Flöhe und Milben behandeln, damit diese sich dann nicht bei Ihnen Zuhause häuslich einrichten. Die Behandlung gegen die ebenfalls für Menschen gefährlichen Endoparasiten, die Würmer, erfolgt meistens ein bis zwei Wochen später, damit der Igel sich von der ersten chemischen Behandlung erst einmal wieder erholen kann und man ihm mit den Medikamenten nicht mehr schadet, als dass man ihm hilft.

    Für den Tierarzt:

    Jacutinspray è Für junge und schwache Igel

    Frontline-Spray  è nur sparsam einsetzen, nicht bei stark geschwächten Igeln oder

                   Igeljungen unter 300g anwenden.

    Advocate Spot-On è bei Igeljungen unter 200g nur einige Tropfen, bei Igeln bis 400g

             0,2ml, bei Igeln über 400g 0,4ml

    Ivomeclösung 1:30  è Ivomec 1:30 mit NaCl in Pumpzerstäuber. Auch für Jungigel

    (2)Endoparasiten:

  • Lungehaarwurm (Capillaria aerophila)
  • Darmhaarwurm (Capillaria sp.)
  • Igelsaugwurm (Brachylaemus erinacei)
  • Igelbandwurm (Hymenolepis erinacei)
  • Kokzidien (v.a. Isospora rastegaivae)
  • Man kann mit hundertprozentiger Sicherheit davon ausgehen, dass ein in freier Wildbahn lebender Igel von Würmern befallen ist. Denn Igel ernähren sich größtenteils von Schnecken, Regenwürmern und dergleichen, und diese Tiere sind Zwischenwirte für Endoparasiten wie Haarwürmer, Saugwürmer, Bandwürmer und Rundwürmer. Das heißt, den Schnecken und Regenwürmern machen die Parasiten zwar nichts aus, wenn sie aber von einem Igel gefressen werden, breiten sich die Würmer in deren Organismus aus und richten auf Dauer lebensgefährliche Schäden an allen inneren Organen an, besonders an Herz und Leber. Von Würmern befallene Igel erkennt man beispielsweise an trockenem Husten (Lungenwürmer) oder an breiigem, hellen Kot, gesunde Igel scheiden feste, dunkelbraune „Würstchen“ aus. Das Advocate gegen Flöhe und Milben tötet bei Hunden und Katzen zwar auch einige der häufigsten Wurmarten ab, doch ist die Hautstruktur von Igeln derart anders, dass der Wirkstoff mehr oder weniger nur gegen die Ektoparasiten auf der Haut hilft und die Endoparasiten im Inneren davon ziemlich unbeeindruckt bleiben. Abhilfe kann hier nur eine Spritze vom Tierarzt schaffen.

    Kokzidien sind Einzeller, die ebenfalls für (teils blutigen) Durchfall verantwortlich sind und bei Igeln nicht selten zu Lähmungserscheinungen der Gliedmaßen führen. Hier müssen Sie mit Ihrem Tierarzt zusammenarbeiten, denn der Igel braucht einerseits in regelmäßigen Abständen eine Injektion vom Tierarzt, doch wird der Tierarzt Ihnen vermutlich zusätzlich noch ein Mittel mitgeben, was Sie dem Igel unter sein tägliches Futter mischen sollten.

    Richtiges Spritzensetzen bei Igeln:

    Zwei oder drei Stacheln im hinteren Rückenbereich greifen und hochziehen. Spritze flach in die Hautfalte geben, damit die dicht unter der Haut liegenden Gefäße nicht verletzt werden (subkutane Injektion). Auf intramuskuläre Injektionen sollte verzichtet werden, da bei Igeln die Gefahr einer Nervenschädigung im Muskelbereich sehr hoch ist.

    Für den Tierarzt:

    Lungenwurm: Levamisol oder Flubendazol (Ivermectin ist nicht wirksam!)

    Darmhaarwurm: Levamisol oder Flubendazol

    Igelsaugwurm: Praziquantel

    Igelbandwurm: Praziquantel

    Kokzidien: Sulfonamide in Kombination mit Vitamin B parenteral

    Zur Schleimlösung empfielt sich 1 Msp. Bisolvon-Pulver als Futterbeigabe.

     

    (3) Hauterkrankungen:

    Ein gesunder Igel hat eine glänzende, schuppenfreie Haut und dichten, lückenlosen Stachelbewuchs. Durch Milben, Pilze oder oft auch durch Vitamin- und Mineralstoffmangel können Hauterkrankungen entstehen, die zu Schuppen, Juckreiz und Stachelausfall führen können. Da die Stacheln für einen Igel der einzige Schutz in freier Wildbahn ist, sollten solche Hauterkrankungen unbedingt behandelt werden. Bei Hauterkrankungen, die durch Nährstoffmangel entstanden sind, können schon Vitamintropfen aus der Tierarztpraxis ausreichen (besser hilft aber immer ein „Vitamin-Cocktail“ aus der Spritze). Bei Pilzerkrankungen ist es dagegen ratsam, den Igel einmal die Woche mit einem speziellen Shampoo zu baden, aber Vorsicht: Wasser ist für Igel Stress, deshalb baden Sie den Igel nur, wenn sein Gesundheitszustand es zulässt.

    Ein Bad für den Igel:

    Füllen Sie eine ausreichend große Spülschüssel etwa 10cm hoch mit angenehm handwarmem Wasser, in dem Sie etwas Tier-Shampoo auflösen (Achtung: Schaumbildung vermeiden). Daneben stellen Sie eine zweite Schüssel und eine Kanne mit lauwarmem, klarem Wasser. Nun setzen Sie den Igel vorsichtig in das Badewasser und stützen Sie seinen Kopf mit ihrer Handfläche. Es kann passieren, dass der Igel bei seinem ersten Bad an dieser Stelle reflexartig zur Kugel wird, aber keine Panik, er merkt sehr schnell, dass er unter Wasser nicht atmen kann und rollt sich wieder aus. Hat sich der Igel beruhigt, beginnen Sie, mit Ihrer freien Hand Badewasser zu schöpfen und den Igel damit zu überschütten. Alternativ können Sie auch eine 5 ml Spritze verwenden, dann ist der Druck stärker und Verkrustungen und Schuppen werden besser gelöst. Achten Sie darauf, dass kein Badewasser in Ohren, Nase, Augen oder Mund gelangt. Das Bad sollte wenigstens zehn Minuten dauern, damit das Shampoo einwirken kann. Anschließend heben Sie den Igel aus dem Wasser, lassen ihn erst einmal kurz abtropfen und setzen ihn dann in die zweite Schüssel, um ihn mit dem klaren Wasser aus der Kanne abzuduschen. Wenn der Igel möchte, kann er in dieser Schüssel auch gerne etwas herumschwimmen. Danach nehmen Sie den Igel endgültig aus dem Wasser, lassen ihn wieder kurz abtropfen und setzen ihn dann auf ein dickes, saugfähiges Handtuch. Legen Sie ein zweites Handtuch über den Igel und platzieren Sie ihn an einem warmen, zugluftfreien Ort, bis er vollständig trocken ist. (Achtung: Niemals föhnen!)

    Für den Tierarzt:

    Einmal wöchentlich baden mit Enilconazo oder Imaveroll

    Mehrmals täglich einsprühen mit Teebaumwasser

    Begleittherapie bei Stachelausfal: Vitamin A oral und, Biotin-Pulver über Futter geben

     

    (4) Lähmungen:

    Wenn Sie einen Igel aufnehmen, der ein oder mehrere gelähmte Gliedmaßen hat, kann das mehrere Gründe haben. Wenn die Lähmung von einer inneren Verletzung (z.B. Knochenbruch) herrührt, können Sie zugegebenermaßen nicht viel daran ändern. Häufige Ursachen für Lähmungen sind allerdings auch Übergewicht, Vitamin-B-Mangel, Kokzidien und Bewegungsmangel aufgrund zu langer Käfighaltung. Achten Sie deshalb bei Igeln in menschlicher Obhut immer auf ausreichend Vitamine (evtl durch Zugabe von Vitamintropfen), genügend Bewegungsfreiraum und vermeiden Sie eine übermäßige Fütterung. Zur Orientierung: Ein normal gewichtiger Igel kann sich vollständig einrollen und hat beim Laufen eher eine lang gestreckte, als eine runde Form.

     

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